Bad Hindelang. 200.000 Euro, die die Zukunft von Bad Hindelang, vom Bayerischen Heilbäderverband e.V. zertifiziert als „Für Allergiker qualitätsgeprüfter Kurort“, prägen werden: Die „Rettungsinsel für Allergiker“ in den Allgäuer Alpen ist Heilklimatischer Kurort und soll künftig durch eine Kooperation mit der Universität Augsburg, dem Lehrstuhl für Umweltmedizin, wissenschaftlich begleitet und gestärkt werden. Den Förderbescheid für ein erstes Forschungsprojekt übergab am Montag, 02. Mai 2022, der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek im Bad Hindelanger Kurhaus an Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel. Im „Real-Labor Bad Hindelang“ sollen die positiven volksgesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer gesunden Umwelt auf den menschlichen Organismus untersucht werden.
Bei einer aufgrund des Klimawandels und von Luftschadstoffen stetigen Zunahme von Umweltkrankheiten und Allergien sollen die positiven Auswirkungen des heilenden Klimas, der besonders reinen Luft und der gesunden Umwelt in Bad Hindelang auf die körperliche und geistig-mentale Gesundheit im Allgemeinen und bei Allergikern im Besonderen in verschiedenen Forschungsprojekten untersucht werden. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Bad Hindelang „einer der Orte mit der besten Luft weltweit“, wie die ständigen Luftmessungen vor Ort durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zeigen. Zudem verfügt die Oberallgäuer Gemeinde insbesondere mit der „KJF Alpenklinik Santa Maria“ für Kinder- und Jugendmedizin und das dort angesiedelte „Allergie Kompetenzzentrum Allgäu“ zur ambulanten Beratung bei umweltbedingten Krankheiten und Allergien über eine geeignete medizinische Infrastruktur vor Ort. Dabei verfolgt der Lehrstuhl für Umweltmedizin bei den Forschungen in Bad Hindelang einen ganzheitlichen Ansatz:
„Als Umweltmedizinerin möchte ich verstehen, welche Umweltfaktoren uns krankmachen und aber auch, welche uns gesund erhalten oder gesundmachen. Moderne digitale Techniken wie BigData-Analysen, die verfügbare Messdaten aus mehreren Bereichen zusammenbringen, aber auch digitale Hilfsmittel wie Apps können uns dabei helfen, Zusammenhänge besser zu verstehen und gleichzeitig den Menschen vor Ort konkrete Möglichkeiten zugänglich zu machen, um ihre persönliche Gesundheit und ihr Wohlbefinden positiv zu beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Traidl-Hoffmann und ergänzt: „Wir wollen chronischen Erkrankungen vorbeugen und diese nachhaltig behandeln. Es geht um Körper, Geist und Seele“.
Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek überreichte im Kurhaus symbolisch einen Scheck in Höhe von 200.000 Euro aus dem „Förderprogramm für hochprädikatisierte Kurorte und Heilbäder“ an Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel. Mit dem Forschungsprojekt „Umwelt und Allergie: Ein digitaler Umwelt-, Gesundheits- und Informationsdienst in Bad Hindelang“, das ab Mai 2022 auf drei Jahre angelegt ist, soll künftig eine für Bad Hindelang konzipierte „Allergie- und Umwelt-App“ Allergikern bei der Prävention helfen und einer effektiven Strategie im Umgang mit der Krankheit dienen. Der „digitale Gesundheitslotse“ für Bad Hindelang wird in drei Projektphasen realisiert. Einwohner und Gäste sind eingeladen, ein Online-Symptomtagebuch zu führen, um festzustellen, wie die Symptome im Zusammenhang mit der örtlichen Belastung an luftgetragenen Allergenen stehen. „Dieses innovative Projekt bringt in bislang einzigartiger Weise modernste Forschungserkenntnisse direkt in die Lebenswelt von Bewohnern und Besuchern. Die Ergebnisse können eine Blaupause für weitere Städte sein“, so Prof. Dr. Traidl-Hoffmann. Und Frau PD Dr. Stefanie Gilles, Fachbereichsleiterin Umwelt-Immunologie am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg, die u.a. die Doktorarbeit, die im Rahmen des Förderprojektes von Caroline Böck durchgeführt wird, wissenschaftlich betreut, ergänzt: „Allergien beeinträchtigen die Lebensqualität. Doch sind Betroffene den Symptomen nicht hilflos ausgeliefert. Die Aufklärung der Patienten über ihre Allergien, über die Einnahme von Medikamenten und die Möglichkeit, Symptome zu vermeiden haben einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und Lebensqualität“.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betonte: „Gesundheit und Klimawandel hängen eng miteinander zusammen. Durch den Klimawandel nimmt die Bedeutung des Pollenflugs für die menschliche Gesundheit zu. So leiden zunehmend mehr Menschen an Allergien, davon in Bayern rund 12 Prozent der Erwachsenen an Heuschnupfen. Mit Fördergeldern unterstützt der Freistaat Projekte, die den Betroffenen die Heuschnupfensaison erleichtern sollen. Klar ist: Gesundheit muss künftig in vieler Hinsicht digital gedacht werden. Ich freue mich, dass gerade in Bad Hindelang nun Forschung und Praxis auch digital verknüpft werden. Bad Hindelang hat als Kurort schon früh den Fokus auf das Thema Allergien gelegt: Die Fördergelder kommen der Etablierung eines Kompetenzzentrums und der Entwicklung einer App für Allergiker im Kurort zu Gute. Langfristig werden von dem Projekt auch Menschen außerhalb Bad Hindelangs davon profitieren.“
Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel freute sich über die Förderung, die auch die über ein Jahrzehnt währenden Bemühungen der Marktgemeinde in Sachen Allergie würdigten: „Als seit 2011 zertifiziert allergikerfreundliche Gemeinde ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, unsere Luft tagesaktuell auf Schadstoffe oder die Konzentration von Pollen zu untersuchen. Ein wichtiger Bestandteil der Hindelanger Gesundheitsphilosophie ist das medizinische Know-how der 'Alpenklinik Santa Maria' in Oberjoch, auf dessen Gelände die Messstation des Bayerischen Landesamtes für Umwelt sowie eine Pollenmessfalle stehen“, sagt die Bad Hindelanger Bürgermeisterin.
Prof. Dr. Traidl-Hoffmann erläuterte, wie die Forschenden des Lehrstuhls für Umweltmedizin der Universität Augsburg Antworten zur stetigen Verbesserung der präventiven und therapeutischen Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung erarbeiten. Die wissenschaftliche Arbeit sei in enger Verzahnung mit den Betroffenen vor Ort geplant: „Unsere Städte sind krank – und sie machen Menschen krank. Wir müssen Naturräume wie Bad Hindelang mit einer intakten Umwelt und bester Luft zur Gesundung, zur Prävention und zur Stärkung des körperlichen und seelischen Immunsystems nutzen. Entscheidend ist aber die wissenschaftliche Evidenz. Deswegen müssen wir wissenschaftliche Studien durchführen.“ Doch die Gesundung beginne bei aller wissenschaftlichen Theorie schon im Kleinen und im Geist: „Alleine schon der Weitblick über das Naturschutzgebiet der Allgäuer Hochalpen ist eine Wohltat für Körper und Geist und stärkt die geistig-mentale Gesundheit“.
Die Projektgruppe für das Forschungsprojekt „Umwelt und Allergie: Ein digitaler Umwelt-, Gesundheits- und Informationsdienst in Bad Hindelang“
Renommierte Wissenschaftlerinnen und engagierte Bad Hindelanger sowie lokale Mediziner arbeiten zusammen, um die Idee zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Bad Hindelang in die Tat umzusetzen. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg, Direktorin der Hochschulambulanz für Umweltmedizin am Universitätsklinikum Augsburg. Gleichzeitig ist Prof. Dr. Traidl-Hoffmann Mitglied im medizinischen Beirat des Projektes „Für Allergiker qualitätsgeprüfter Kurort“, einem Projekt des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V., dessen Einhaltung der Kriterien durch den TÜV Rheinland überprüft werden. Die wissenschaftliche Leitung hat PD Dr. Stefanie Gilles, Fachbereichsleiterin der Umwelt-Immunologie am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg. Verantwortlich für die Projektdurchführung ist die Doktorandin Caroline Böck, Lehrstuhl für Umweltmedizin, Universität Augsburg. Prof. Athanasios Damialis, Professor für Terrestrische Ökologie und Klimawandel an der Universität Thessaloniki wird die wissenschaftliche Entwicklung des Vorhersagemodells der Polleninformation betreuen.
Die Zusammenarbeit erfolgt eng mit der Gemeinde Bad Hindelang. Eine wichtige Rolle spielt die „KJF Alpenklinik Santa Maria“ in Oberjoch sowie das dort angesiedelte „Allergie Kompetenzzentrum Oberallgäu“. Der ärztliche Leiter Dr. Markus Koch ist eng in die Projektarbeit involviert. Für seine Patientinnen und Patienten ist eine erfolgreiche Entwicklung der App besonders wertvoll. Weiter unterstützt wird die Maßnahme durch die beiden Biologen Dr. Reinhard Wachter und Ulrike Kuhn, die Pollenmessungen im Ortsteil Oberjoch durchführen. Die Pollenfalle auf dem Gelände der KJF Alpenklinik Santa Maria wird in Zusammenarbeit der Marktgemeinde Bad Hindelang und der KJF Klinik seit 1982 betrieben. Diese Messstation ist die Einzige im bayerischen Allgäu. Die nächsten Pollen-Messstellen sind in Wangen, Garmisch-Partenkirchen und in München. Unterstützung erfährt die Projektgruppe außerdem durch den Bayerischen Heilbäderverband e.V. im Rahmen des Projektes „Für Allergiker qualitätsgeprüfter Kurort“.
Allergie-Kompetenzzentrum
Die Luftmessstation des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU Bayern) in Oberjoch, die ständigen Pollenmessungen sowie die aktuellen Hausstaubmilben-Messungen und das neue über aktuelle Belastungssituationen und diagnostische und therapeutische Möglichkeiten beratende „Allergie-Kompetenzzentrum“ an der „KJF Alpenklinik Santa Maria“ machen Bad Hindelang zu einer „Rettungsinsel für Allergiker“. An der Hochgebirgsklinik „KJF Alpenklinik Santa Maria“ im Ortsteil Oberjoch wurde im Jahr 2021 das „Allergie Kompetenzzentrum Oberallgäu“ zur ambulanten Beratung und Hilfestellung für Allergiker gegründet. Chefarzt Dr. Markus Koch fasst zusammen: „Dank der Förderung durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und mit Unterstützung durch die Gemeinde Bad-Hindelang besteht an dem neu an der Klinik gegründeten Allergie-Kompetenzzentrum die Möglichkeit, sich über aktuelle allergene Belastungssituationen in unserer Region und allergische Erkrankungen zu informieren sowie eine individuelle Beratung über verschiedene diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zur Abklärung allergischer Beschwerden einzuholen
Nicht nur für Allergiker eine Insel
Bad Hindelang blickt ganzheitlich auf seine Bürger und Gäste
Seit zwei Jahren bildet das Lebensraumkonzept „Unser Bad Hindelang 2030“ mit integrierter Tourismusstrategie die Grundlage für politische Entscheidungen und gesundheits-touristische Projekte. Das „Ökomodell Hindelang“ und das Immaterielle Kulturerbe der hochalpinen Alpwirtschaft sind dabei ebenso Kern wie die besonders reine und allergenarme Luft im „Heilklimatischen Kurort“. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Bad Hindelang „einer der Orte mit der besten Luft weltweit“, wie die ständigen Luftmessungen durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zeigen.
An der Hochgebirgsklinik „KJF Alpenklinik Santa Maria“ im Ortsteil Oberjoch wurde kürzlich mit Unterstützung des Bayerischen Gesundheitsministeriums das „Allergie Kompetenzzentrum Oberallgäu“ zur ambulanten Beratung und Hilfestellung für Allergiker gegründet.