Bad Hindelang (dk). Den Älplern, Bergbauern und ihrem Vieh verdankt Bad Hindelang in den Allgäuer Alpen die Blütenteppiche auf den Bergwiesen und die intakte alpine Kulturlandschaft. Beim 225. traditionellen Alpabtrieb in Bad Hindelang am Dienstag, 11. September, kehren nun Mensch und Tier zum Ende des Alpsommers zurück ins Tal, wo sie von Einheimischen und Touristen am „Schaid-Platz“ (nahe der Hornbahn) begrüßt und gefeiert werden. Seit mehr als zehn Jahren begleitet Hans-Jürgen Segger im Rahmen der Wanderung „Den Viehscheid einmal anders erleben“ die „Alpe Erzberg“ und weitere der insgesamt fünf Alpen und interessierte Gäste auf den letzten Alpsommer-Kilometern talwärts. Wer den Beginn des „Hindelôngar Schaids“ mit Segger in der ersten Reihe miterleben und ihn begleiten möchte, muss zeitig am Berg sein – die Tour startet um 4.45 Uhr und endet gegen 10 Uhr nahe der Kirche im Bad Hindelanger Bergdorf Hinterstein.
„Früh aufstehen lohnt sich – der Aufbruch der Herden im Hintersteiner Tal hat einen besonderen Reiz. Die Ruhe und Idylle bei der Morgenwanderung und das immer lauter werdende Schellen- und Glockengeläut der Tiere beim Marsch ins Tal und vor allem bei der Ankunft entschädigen für die kurze Nacht und sorgen für unbeschreibliche Gänsehautmomente. Das ist ein Naturschauspiel, das man erlebt haben sollte – das ist Viehscheid pur“, sagt Hans-Jürgen Segger.
Sobald es dämmert, startet die Wandergruppe mit Älplern und Tieren gen Hintersteiner Tal. „Ist das Wetter gut, ist es ganz besonders beeindruckend, wie sich die Tiere nach und nach zum Alpabtrieb aufstellen und das Schellengeläut von Minute zu Minute lauter wird“, so Segger.
Der Viehscheid-Wanderführer bevorzugt den Alpabtrieb ohne eigene Lichtquellen: „Nicht selten bringen Teilnehmer Stirn- oder Taschenlampen mit. Unser Ansinnen ist es jedoch, ohne Licht zu laufen, weil wandern im Dunkeln viel schöner, sehr beeindruckend und ohne Probleme machbar ist, da die Wege sehr breit sind.“ Zum Hindelanger Viehscheid 2018 wird es besonders dunkel – es herrscht Neumond.
Die ersten Alpen im Hindelanger Tal werden am 11. September ab 8.30 Uhr erwartet. Den Auftakt bildet die „Alpe Hasenegg“, danach kommen im Stundentakt die Alpen „Erzberg“, „Stierbach“, „Kühbach“ und ”Platten“.
Die reine Gehzeit der Wanderung mit Hans-Jürgen Segger beträgt rund drei Stunden. „Wir laufen gemütlich über rund 200 Höhenmeter. Große Steigungen gibt es nicht. Wer grundsätzlich in der Lage ist, anderthalb Stunden am Stück zu laufen, der kann teilnehmen“, sagt Segger. Er erklärt auf der Tour den Teilnehmern Wissenswertes über Brauchtum im Allgemeinen und den Viehscheid im Besonderen, zeigt, wie das Vieh auf dem Sammelplatz zusammengetrieben wird, oder beantwortet allgemeine Fragen zum Alpabtrieb.
Eine Frage wird jährlich aufs Neue formuliert: Wann und warum werden Kranzrinder geschmückt? Segger erklärt: „Ist der Alpsommer für Mensch und Tier einer Alpe unfallfrei verlaufen, führt ein auf dem Kopf aufwändig geschmücktes Tier die jeweilige Herde an.“ Die Zweige, Blumen, Gräser und Bänder des so genannten 'Kranzrinds‘ sind zu einer ungewöhnlich großen Krone geflochten. Meist enthält der Kopfschmuck des Tieres zudem ein Kreuz, womit um den Schutz des Himmels gefleht wird. Auch ein Spiegel zur Abwehr böser Geister gehört in den Kranz.
Eine Preisverleihung (Ehrengaben an die Meisterhirten) findet ab 14 Uhr im Festzelt am Schaid-Platz statt. Das Festzelt ist ab 9.30 Uhr geöffnet – als Kapelle spielt die „Harmoniemusik Hindelang. Mit eingebunden in die Viehscheid-Festmeile ist ein großer Krämermarkt mit mehr als 100 Ständen.
Der seit 1794 schriftlich belegte Bad Hindelanger Viehscheid ist einer der ältesten und spektakulärsten überhaupt und in der Region Allgäu der erste große Alpabtrieb. Für die Gemeinde ist der Viehscheid zugleich Tradition und Touristenattraktion. In diesem Jahr findet der Viehscheid zum 225 Mal statt. Rund 900 Stück Vieh der fünf Galt-Alpen (nur Jungvieh) kehren zurück ins Tal.
Das für die Bad Hindelanger größte Fest des Jahres verknüpft die Kernbereiche Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus, die das bekannte und mehrfach prämierte „Hindelanger Ökomodell“ vereint. Aus diesen Gründen wurde die „Hochalpine Allgäuer Alpwirtschaftskultur in Bad Hindelang“ 2016 von der Deutschen UNESCO-Kommission als besonders gutes Praxisbeispiel in das Bundesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Einen weiteren Viehscheid in Bad Hindelang gibt es am Donnerstag, 20. September, ab 10.30 Uhr im Hindelanger Ortsteil Unterjoch zu sehen. Auf dem großen Parkplatz am Ortseingang wird die „Buchel-Alpe“ mit etwa 50 Tieren erwartet.
Anmeldung: Eine Anmeldung zur Wanderung „Den Viehscheid einmal anders erleben“ ist möglich bei der Tourist Information per Telefon unter 08324/8920 oder per E-Mail unter info@badhindelang.de
Pressetext:
Denkinger Kommunikation
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